Ja - Ju - Wein-Glossar EMW

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Ja - Ju

Jahrgang
Das Jahr in dem die Trauben für einen Wein gereift sind
Der Jahrgang ist bei uns, anders als in den warmen Weinbauregionen Südeuropas oder in Überseeländern, eine sehr bedeutende Größe für die Qualität eines Weines. Der starke Einfluss entsteht durch die oft recht unstete Wetterlage, die Kälte und Regen manchmal ebenso zur Unzeit bringt wie Trockenheit und hohe Temperaturen, aber eben oft auch genau umgekehrt, also zum geeigneten Zeitpunkt. Je nachdem, wie sich solche Ereignisse über die Vegetationsperiode verteilen, spricht man von guten oder weniger guten Jahrgängen. Diese Einschätzungen kann man noch etwas weiter abgestuft (aber immer mit Vorsicht zu genießen) in diversen Jahrgangstabellen (siehe dort) nachlesen.
Weine, die zum schnellen Genuss produziert werden, sind oft weniger von Jahrgangsschwankungen betroffen als solche, die vor dem Hintergrund einer langsamen Reife vinifiziert werden. Ein jugendlich-frischer und fruchtiger Weiß- oder auch Rotwein überzeugt deshalb meist auch in weniger guten Jahren, während man für besonders alterungsfähige (Rot-) Weine mit Struktur und Tiefe schon ideale Voraussetzungen bezüglich des Witterungsverlaufes braucht.
Nicht selten kann ein sehr guter Herbst einen verunglückten Sommer aber noch ausgleichen, ein Verrieseln während der Blüte im Juni durch schlechtes Wetter kann sogar von Vorteil sein, wenn dadurch eine mögliche Qualitätssteigerung bei hinnehmbarer Ertragseinbuße herauskommt. Auf den Etiketten deutscher Weine muss grundsätzlich kein Jahrgang angegeben werden.
Wenn ein Jahrgang vermerkt ist, was allerdings recht häufig vorkommt, müssen - unter Beachtung der Regeln für die Verwendung von Süßreserve - mindestens 85 % der für den Wein verarbeiteten Trauben aus diesem Jahrgang stammen.  
Jahrgangs-Champagner
Champagner, dessen Grundweine aus einem Jahrgang stammen (Champagne millésimé)
Weil die Franzosen keine zusammengesetzten Substantive (Komposita) kennen, stellen sie in ihrer Sprache oft ein Adjektiv nach, um denselben Effekt zu erzielen; bei einem Champagner aus einem Jahrgang ist es das Adjektiv 'millésimé', was dann auf Deutsch wörtlich etwas schwierig zu übersetzen ist (etwa ‚jahrgänglich‘), weil es von dem Substantiv ‚millésime‘ (also ohne das zweite Akzent) = Jahrgang abgeleitet ist - man spricht der Einfachheit halber meist von einem Millésimé und weiß dann schon, was gemeint ist.
Champagner mit einer Jahrgangsangabe ist allerdings nicht die Regel, weil für die Assemblage, den Verschnitt der Grundweine, oft Chargen aus unterschiedlichen Jahrgängen zum Zuge kommen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. In besonders guten Jahrgängen wird aber dann doch manchmal ein solcher Millésimé bereitet,
wobei nach den Statuten für die Champagner-Bereitung 100 Prozent der Grundweine aus diesem Jahr stammen müssen (statt 85 Prozent nach EU-Regel).  
Jahrgangssekt
Sekt, dessen Grundweine aus einem Jahrgang stammen
Im Grunde ist es bei Sekt nicht wesentlich anders als bei Champagner, nur dass das Verschneiden der Grundweine in Deutschland nicht ganz so exzessiv betrieben wird. Gleichwohl werden zur Erzielung eines bestimmten (manchmal einheitlichen) Geschmacks auch hier öfters Grundweine unterschiedlicher Jahrgänge verwendet, weshalb bei Unterschreiten der EU-weit gültigen 85-Prozent-Regel keine Jahrgangsangabe auf dem Etikett erfolgen darf - bei Champagner müssen allerdings 100 Prozent der Grundweine aus dem betreffenden Jahrgang enthalten sein.
Jahrgangstabelle
Unterschiedlich grobe, regionale bzw. nationale Auflistung der Qualität eines Jahrgangs
Jahrgangstabellen geben immer wieder Anlass zur Kritik. Man versucht, in wenigen Stufen für die Qualität eines Jahrgangs eine bewertende Aussage bezüglich einer ganzen Region zu machen, kann dabei aber zwangsläufig die einzelnen erzielten Ergebnisse nicht erfassen. Wenn man in Kauf nimmt, dass immer wieder Winzern in als schlecht bewerteten Jahren vorzügliche Tropfen gelingen, die vielleicht nicht ganz so lange lagerfähig, dafür aber rechtzeitig getrunken ein wahrer Genuss sein können, kann man sich, wenn es denn sein muss, an solchen Bewertungen grob orientieren. Generell spielen diese Tabellen aber eher für (Rot-)Weine des ziemlich gehobenen Segments eine gewisse Rolle, die als langsam reifend vinifiziert sind - denn dafür sollten die Voraussetzungen bezüglich der Güte des Jahrgangs schon erfüllt sein. Meist werden irgendwelche Symbole wie z. B. Sterne einem bestimmten Jahr zugeordnet und - je nach Herkunft der Tabelle - mit mehr oder weniger freundlichen Begriffen versehen.
Eine häufige Variante zeigt maximal vier Symbole, die Begriffe werden zum Beispiel (DLG) so zugeordnet: ein umrandeter Stern = mäßig, ein voller Stern = ordentlich, zwei volle Sterne = gut, drei volle Sterne = sehr gut. Wenn man anhand dieser Zuordnung das Anbaugebiet Württemberg betrachtet, gibt es für die letzten Jahre (von 2000 bis inkl. 2008) folgende Ergebnisse: 2000, 2002 und 2006 waren ordentlich, 2001, 2003, 2004, 2005 und 2008 waren gut und 2007 war sehr gut - allerdings ohne eine Unterscheidung zwischen rot und weiß. Ob das alles stimmt?
Ungeachtet der Tatsache, dass solchen Tabellen oft eine persönliche Einschätzung zugrunde liegt oder Tabellen einfach nur irgendwo abgeschrieben werden: Wenn es sich nicht gerade um Spitzen-Châteaux aus dem Bordelais handelt, die in Superjahren das an Geld hereinholen können, was sie in schwachen Jahren weniger bekommen - jeder Winzer, jede Genossenschaft muss die Ernte irgendwie verkaufen, um überleben zu können. Man sollte sich dann überlegen, wie oben bereits angedeutet, Weine aus offensichtlich weniger guten Jahrgängen eher jung zu trinken, nicht zu überlagern und Wein grundsätzlich als Naturprodukt zu akzeptieren, wie man es zumindest in Europa zum Glück noch erhalten kann.
Jahrgangsverschnitt
Verschnitt von Weinen verschiedener Jahrgänge
Es gibt innerhalb der EU drei legale Arten, Wein miteinander zu verschneiden: Weine unterschiedlicher Rebsorten, Herkunft und Jahrgänge. Letzteres ist der Fall, wenn von einem Jahrgang weniger als 85 Prozent Anteil an der Gesamtmenge enthalten ist, was eine Jahresangabe auf dem Etikett ausschließt. Daraus ergibt sich umgekehrt, dass sich ein Verschnittanteil von maximal 15 Prozent nicht auf die Jahrgangsangabe auswirkt. Wird ein Wein mit Süßreserve aus einem anderen als auf dem Etikett angegeben Jahrgang eingestellt, kann der maximale Fremdweinanteil einschließlich der fremden Süßreserve 25 Prozent betragen.  
Der Jahrgangsverschnitt dient bei Stillweinen in der Regel der Abarbeitung von Übermengen. Bei der Bereitung von Schaumwein dient der Jahrgangsverschnitt von Grundweinen jedoch der Erzielung einer gewünschten Charakteristik. Für manche Weinspezialitäten wie z. B. Sherry, Port oder ähnliche Produkte ist der Jahrgangsverschnitt ein normales Verfahren, das ebenfalls der Steigerung der Qualität dient.  
Jahrhundertwein, Jahrhundertjahrgang
Einer von vielen sehr guten Weinen aus einem herausragenden Jahrgang
Den Begriff 'Jahrhundertwein' sollte man nicht allzu wörtlich nehmen, er taugt aber auf jeden Fall dazu, einen Wein besonders aus der Masse bereits sehr guter Weine noch einmal herauszuheben. Der ähnlich gelagerte Begriff 'Jahrhundertjahrgang' ist in der Regel die Voraussetzung für einen Jahrhundertwein.
Für das 20. Jahrhundert gab es, regional naturgemäß sehr unterschiedlich verteilt, einige Jahrhundertjahrgänge, in Deutschland spricht man von 1911, 1921, 1959, 1971 und 1975. Eine 1921er Riesling Goldbeerenauslese Cabinet aus dem Erbacher Marcobrunn, bereitet in den Kellern von Schloß Reinhartshausen im Rheingau, gilt als eine Zacke in der Krone der Jahrhundertweine.
Im Bordelais fällt einem spontan der 1945er Château Mouton Rothschild ein, in der Toskana ein Brunello di Montalcino Riserva Il Greppo von Biondi Santi aus dem Jahrgang 1955 oder ... die Liste ist wirklich sehr lang.
Jerez
Spanische Stadt, Herkunft des Sherry-Weins
Jerez de la Frontera, wie es korrekt heißen muss, ist eine spanische Stadt mit rund 200.000 Einwohnern, die nahe der Südküste Spaniens etwas nordwestlich von Gibraltar (Andalusien) liegt und als Zentrum des berühmten Sherry-Weins gilt. Sherry ist dabei nichts anderes als die englische Bezeichnung für den alten, aus dem Arabischen stammenden Städtenamen Xeres, wobei das X wie ein Sch gesprochen wurde; die Spanier nennen ihr berühmtes Produkt einfach 'Vino Jerez'
(Zum Wein siehe unter 'Sherry').
Jeroboam
Französische Großflasche mit unterschiedlichen Volumina
Jeroboam bezeichnet in der Champagne eine Doppelmagnum mit drei Litern Inhalt, in Bordeaux füllte man früher viereinhalb, heute fünf Liter Rotwein hinein - der Name 'Jeroboam' ohne weitere Angaben ist also nicht besonders aussagekräftig ...
Joch, Jucherte
Alte deutsche landwirtschaftliche Flächenmaße
Die Maße ‚Juchert(e)‘, ‚Juchart‘ oder in Mitteldeutschland das ‚Joch‘ haben zwar einen gemeinsamen Ursprung, waren jedoch nicht immer gleich groß; neben regionalen und lokalen Unterschieden gab es noch enorme Differenzen je nach Landschaftsformation oder Art der Bodennutzung oder Bodenbearbeitung. Diese Eigenart des Jucherts etc. findet sich auch bei den verwandten deutschen Flächenmaßen ‚Morgen‘ und ‚Tagwerk‘, die, wie die Namen schon andeuten, die Arbeitsleistung auf einer Fläche pro Zeiteinheit widerspiegeln – und da leuchtet es ein, dass ein Juchert im stark hügeligen Weinberg viel kleiner sein musste als auf dem flachen Getreideacker oder einer Wiese.
Im flachen Feld, konnte das Maß also 36 Ar groß sein,
im Weinberg bisweilen nur 4 Ar.
Johanniter
Deutsche weiße Rebsorte
Johanniter ist eine Neuzüchtung aus Riesling x Freiburg 589-54 (Seyve Villard x (Ruländer x Gutedel)), eine vor allem gegen Echten und Falschen Mehltau weitgehend widerstandsfähige Rebsorte (Piwi), die 1968 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg entstand und dem Riesling ähnelt. Zurzeit liegt die in Deutschland bestockte Fläche bei rund 75 Hektar. Trotz ihrer guten Eigenschaften ist die Sorte damit nur wenig verbreitet.
Joven
Spanisch für im Jahr der Lese vermarkteten Wein, vergleichbar mit Primeur und Novello
jugendlich
Bezeichnung für einen (noch) jung wirkenden Wein  
Als 'jugendlich' bezeichnet man - ähnlich wie bei einem Menschen - einen Wein, der entweder tatsächlich noch in der Entwicklung ist, oder aber trotz seines fortgeschrittenen Alters noch ziemlich jung wirkt. Letzteres trifft oft dann zu, wenn ein formal (bezüglich seines Jahrgangs) bereits gereifter Wein noch eine gewisse Frische und vor allem Fruchtigkeit aufweist.
jung
Bezeichnung für den Reifezustand eines Weins
Weine, die noch am Anfang ihrer Reife stehen, werden im Allgemeinen als 'jung' bezeichnet. Dabei kommt es also nicht direkt auf das tatsächliche Alter, sondern auf den Reifezustand an. Als 'jung' bezeichnete einfachere Weine sind im positiven Fall frisch und fruchtig, hochwertigere Tropfen können in der Jugend dagegen noch etwas verschlossen oder unentwickelt wirken. Weine, die aufgrund ihres Alters schon etwas gereifter sein sollten, aber dennoch jung herüberkommen, würde man eher als 'jugendlich' bezeichnen - aber das ist fast ein wenig spitzfindig.
Jungfeld
Mit jungen Reben bepflanzte Fläche
Da nach einer Rodung der Boden für das zukünftige Jungfeld in der Regel völlig neu aufbereitet wird, müssen auch die Zeilen und Gassen neu ausgerichtet und die Pflanzlöcher vorbereitet werden. Nach dem Setzen der jungen Pfropfreben müssen die zarten Rebstöcke oft noch vor Wildverbiss geschützt und an einzelnen Stäbchen stabilisiert werden. Wenn die Reben gut angewachsen sind, kann das Jungfeld mit einem üblichen Drahtrahmen und entsprechenden Stickeln als Stützen versehen und die Gassen begrünt werden. Frühestens ab dem dritten Jahr kann man von einem ersten, aber noch recht geringen und qualitativ noch ausbaufähigen Ertrag ausgehen (Jungfernwein).
Jungfernwein
Der erste Wein aus einem Jungfeld
Nach der Anlage eines Jungfeldes dauert es etwa drei Jahre, bis aus den gelesenen Trauben ein erster Wein bereitet werden kann - der Jungfernwein. Die Fruchtansätze in den zwei Jahren zuvor werden ausgebrochen, damit der Rebstock Kraft für ein stabiles Wachstum zur Verfügung hat. Die Qualität der Jungfernweine ist oft noch nicht optimal, die Wurzeln reichen noch nicht so tief und meist reicht es nur für einen zwar fruchtigen, aber nicht besonders tiefgründigen Wein, der möglichst schnell getrunken werden sollte. Da es in jedem neu angelegten Weinberg aber nur einen einzigen Jungfernwein geben kann, ist dieser erste Tropfen auf jeden Fall etwas Besonderes und sollte entsprechend gewürdigt werden.
Jungwein
Wein nach der Gärung, aber noch auf der Hefe
Wenn die alkoholische Gärung abgeschlossen ist, sterben die Hefen, die den Zucker umgewandelt haben, ab, und sinken zu Boden. Diese Vorklärung durch Schwerkraft braucht einige Zeit, während der man von 'Jungwein' spricht. Wenn dieser Jungwein dann eine gewisse Klarheit erreicht hat, kellerhell ist, wird er vom Hefelager abgezogen und dabei meist auch filtriert. Ab diesem Zeitpunkt lässt man in der Regel das 'Jung' vor dem Wein weg.
Junker
Österreichische Bezeichnung für einen Wein, der früh vermarktet wird
In Österreich kann ein Land- oder Qualitätswein die Bezeichnung 'Junker' tragen, wenn er bis spätesten zum 31. März des auf die Lese folgenden Jahres vermarktet wird. Meist kommt er aber schon zu Martini im November des Lesejahres heraus. Vorangestellt wird dabei der Name einer Region. Der bekannteste ist der Steierische Junker, der außerdem eine geschützte Weinmarke darstellt. Vorbild für die Junker-Weine ist der Beaujolais Primeur aus dem Burgund (siehe auch 'Heuriger')
Justinus K.
Gehobener Weißwein (Rebsorte Kerner) aus der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg vom Typ trockene Auslese
Juwel
Deutsche weiße Rebsorte
Die Kreuzung aus Kerner und einer (inzwischen) unbekannten Vatersorte (bis 2012 glaubte man, es wäre Silvaner) wurde 1951 an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg von August Herold gezüchtet und 1987 ins Sortenregister eingetragen. Juwel erbringt kräftige, dabei fruchtig-elegante Weine, die etwas der Muttersorte Kerner ähneln. Juwel ist mit unter 22 Hektar bestockter Fläche recht wenig verbreitet.
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